Was uns eine Straßenlaterne über die moderne Welt verrät

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Ein Kommentar von Old Heron – Häuser mit blühender Seele

Wie sieht die Welt aus, die wir uns selbst gebaut haben – und was sagt sie über uns aus? Das Kurz-Essay „The Modern World“ geht genau dieser Frage nach, ausgehend von etwas scheinbar Banalen: einer Straßenlaterne am Themseufer in London.

Der Film zeigt, wie sehr Alltagsobjekte – Laternen, Geländer, Pumpwerke, Klimageräte – unsere Haltung zur Welt verraten. Er hält uns damit denselben Spiegel vor, den auch Old Heron Häusern und Städten vorhält: Wie viel Sorgfalt, Würde und Freude am Detail gestehen wir dem „Gewöhnlichen“ noch zu?

Weitere Infos zum Filmprojekt findest du bei themodernworld.com.

Interessant statt „schön“ – was Alltagsdetails mit uns machen

Der Film stellt eine einfache Frage: Mögen wir eigentlich, wie unsere Welt aussieht? Gemeint sind nicht die großen Ikonen der Architektur, sondern die unzähligen kleinen Dinge, die unsere Häuser und Städte füllen: Lampen, Mülleimer, Geländer, Türgriffe, Lüftungsanlagen.

Die These: Wir brauchen nicht überall „atemberaubend schöne“ Objekte. Aber wir brauchen Dinge, die zumindest interessant sind – die etwas bedeuten, eine Haltung ausdrücken, Geschichten andeuten. Eine Laterne, die mehr ist als ein nacktes Metallrohr, ein Pumpwerk, das mehr ist als eine Blechkiste am Stadtrand.

Denn die Ästhetik unserer Umgebung ist kein Luxusproblem. Sie beeinflusst, wie wir denken, fühlen und handeln: Langweilige, austauschbare Umgebungen machen uns nachweislich gestresster, unverbundener, misstrauischer. In einer langweiligen Welt zieht es uns noch stärker in Bildschirme und Ersatzwelten.

Victorianische Lampen, moderne Klimageräte – zwei Weltbilder

An der Londoner Themse stehen zwei Lampentypen einander gegenüber: eine moderne, rein funktionale Laterne – und eine verspielte, viktorianische Lampe, deren Sockel von Fabelwesen und Ornamenten getragen wird. Beide spenden Licht. Aber sie verkörpern völlig unterschiedliche Weltbilder.

Die viktorianischen Lampen entstanden in einer Zeit, in der man neue Technik nicht als Gegensatz zur Tradition verstand. Elektrisches Licht durfte aussehen wie eine Mischung aus Märchen und Kathedrale. Selbst ein Pumpwerk für Abwasser wurde wie eine Kirche oder ein Palast gestaltet: reich verziert, mit Stolz auf das, was man gebaut hatte.

Heute dagegen dominiert ein anderes Ideal: Bequemlichkeit und Effizienz. Das moderne Klärwerk, die Klimaanlage an der Fassade, die standardisierte Laterne – all das erzählt: „Es musste schnell gehen, es musste billig sein, und mehr an Bedeutung haben wir diesen Dingen nicht zugestanden.“

Der Film macht deutlich: Das ist keine technische Notwendigkeit, sondern eine Entscheidung. Wir könnten noch immer industriell produzierte Dinge mit Fantasie und Würde gestalten – wir tun es nur meist nicht.

Was das mit Old Heron zu tun hat

Old Heron – Häuser mit blühender Seele – teilt den Kernimpuls dieses Films: Die Überzeugung, dass Alltagsarchitektur mehr sein darf als das Minimum. Nicht jedes Haus muss ein Schloss sein. Aber jedes Haus darf interessant sein, stimmig sein, etwas über seine Bewohner und den Ort erzählen.

Wenn wir ein „gewöhnliches“ Siedlungshaus, einen Nachkriegsbau oder ein verbautes Bauernhaus anschauen, stellen wir uns ähnliche Fragen wie der Film:

  • Was sagt dieses Haus über das Weltbild aus, in dem es zuletzt umgebaut wurde?
  • Wo zeigt es noch seine ursprüngliche Würde und Logik?
  • Welche Details könnten wieder anfangen, Geschichten zu erzählen – statt nur zu funktionieren?

Ein neues Farbkonzept, eine andere Haustür, eine geordnete Fassade, ein bewusst gesetztes Geländer – all das sind keine Nebensächlichkeiten. Es sind Zeichen, die deinen Alltag prägen und deinen Gästen sofort vermitteln, wie du leben möchtest: provisorisch oder selbstverständlich, kalt oder warm, anonym oder mit Haltung.

Tradition und Moderne müssen sich nicht ausschließen

Der Film betont ausdrücklich: Es geht nicht darum, in der Vergangenheit zu leben oder Modernes zu verteufeln. Es geht darum, von früheren Epochen zu lernen, wie man neuen Dingen Bedeutung, Würde und Freude einschreibt – und diese Haltung in die Gegenwart zu übersetzen.

Das ist auch die Linie von Old Heron: klassische Proportionen und zeitgemäße Nutzung, traditionelle Detailfreude und moderne Technik, Häuser, die sich selbstverständlich in ihren Ort einfügen und doch ganz klar heute gebaut oder umgestaltet wurden.

Wir wollen keine Museen zum Wohnen schaffen. Wir wollen Häuser, in denen man gut leben kann – aber eben Häuser, die mehr können, als nur „gehen“.

Die Kunst des Hinsehens – dein Haus als Spiegel

Eine der schönsten Botschaften des Films ist die Einladung, wieder genauer hinzuschauen: auf Lampen, Treppengeländer, Pumpstationen, Klimageräte – und natürlich auf unsere eigenen Häuser. Wer hinsieht, kann die Welt besser lesen – und bekommt Lust, sie zu verbessern.

Genau da setzt Old Heron an. Bevor wir irgendetwas entwerfen, schauen wir:

  • Welche Geschichte erzählt dein Haus heute – gewollt oder ungewollt?
  • Welche Teile gehören zu seiner Seele, welche sind pure Bequemlichkeit?
  • Wie könnte dein Zuhause aussehen, wenn es deinem inneren Bild von „so möchte ich leben“ näherkommt?

Wenn dich der Film berührt oder irritiert hat, lohnt es sich, diesen Blick auf dein eigenes Haus zu richten. Vielleicht ist es Zeit für die Frage: Was sagt mein Zuhause über das aus, woran ich glaube?

Und wenn du spürst, dass da mehr möglich ist, als du allein fassen kannst, begleite ich dich gern auf diesem Weg – damit aus einem funktionalen Haus ein Zuhause mit blühender Seele wird.

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